EZB-Zinssatz: Das Siegel ist gebrochen
Jahrelang haben Ökonomen und Betriebswirte versucht die EZB dazu zu bewegen, den Zinssatz unter ein Prozent zu senken. Schuldenkrise und Sparpakete lassen der Zentralbank nun keine Wahl mehr.
Billige Kredite sorgen für Investitionen. Auch wenn das sehr vereinfacht ist: So stellen sich Volkswirte die Wirkung von Zinssätzen vor. Noch dazu sollen niedrige Zinsen dafür sorgen, dass weniger gespart wird und Sparguthaben aufgelöst werden. Allerdings hat diese Milchmädchenrechnung eine Kehrseite: die Inflation.
Denn: Wenn Mitarbeiter und Gewerkschaften merken, dass Unternehmen kräftig investieren, gehen sie davon aus, dass mehr Geld vorhanden ist, und wollen Lohnsteigerungen. Die weiteren Konsequenzen sind Preissteigerungen.
Eben diese Preissteigerungen waren der Grund, warum die Ein-Prozent-Marke für die EZB bisher sakrosankt war. Doch nun blieb der Zentralbank keine Wahl mehr. Die Gefahr einer europaweiten Rezession ist angesichts der Schuldenkrise sehr real. Gleichzeitig zwingen Sparpakete die Regierungen dazu, weniger zu investieren.
Weitere Staatsanleihen zu kaufen – also Geld zu drucken – kommt für EZB-Chef Mario Draghi nicht in Frage. Zu viele Schuldverschreibungen liegen bereits bei der Zentralbank. Also muss die EZB die Zinsen senken. Nur so besteht Hoffnung, dass das Wirtschaftswachstum in Europa wieder in Fahrt kommt. Den Preis dafür zahlen die Sparer am Bankschalter und die Konsumenten an der Kassa. So bitter das auch sein mag – die Alternative wäre eine noch tiefere Rezession und der Verlust vieler Arbeitsplätze.
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