Grabesrede für die KTZ
Ab März 2014 ist Österreich um eine Tageszeitung ärmer. Die KTZ stellt ihren Betrieb ein. Eine Grabesrede für eine Zeitung, in der ich viel gelernt habe.
Als ich im Jahr 2007 bei der KTZ anfing, hatte ich gerade eine Handvoll Artikel in einem kleinen Wirtschaftsmagazin veröffentlicht. Mich tatsächlich als “Journalist” zu bezeichnen, dazu hatte ich noch nicht den Mut. Heute ist das natürlich anders.
Dass das so ist, verdanke ich zum Teil der KTZ. Um dort arbeiten zu können, brauchte es keine Hearings oder Assessment-Center. Schnell war zu merken, ob man ein brauchbarer Schreiber war oder nicht. In der ersten Woche durfte ich einige “Terzeln” schreiben – Tertia war der Schriftgrad der Überschriften für die Randspalte. Als ich bewiesen hatte, dass ich einige gerade Sätze schreiben kann, wurde ich nach Bad Kleinkirchheim geschickt.
Der Auftrag: eine Story über die Italiener die sich im Ort immer mehr Häuser kauften. Am nächsten Tag erschien die Doppelseite. Man hat mich ins Wasser geworfen, ich konnte schwimmen. Nach und nach bekam ich auch dank der Anleitung der erfahrenen Kollegen/innen ein Gefühl für meine eigenen Stärken und immer öfter erschienen lange Artikel von mir.
Abseits meiner schreiberischen Entwicklung durfte ich bei der KTZ auch etwas über die harte Realität des Journalismus lernen. In meinem ersten Jahr wurde ich „auf Zeile“ gezahlt. Für eine Doppelseite gab zwischen 40 und 60 Euro – mit Fotos mehr. Wenig Geld für sehr viel Arbeit. Und es stellte sich schnell heraus: solange man „frei“ schreibt, solange sind alle Kollegen/innen Konkurrenten – egal wie freundlich man ihnen begegnet. So durfte ich einiges über mich selbst erfahren.
Von meinen 18 Monaten bei der KTZ habe ich sehr viel Wissen und Selbstvertrauen mitgenommen. Sie brachte mir auch die nötige Härte und Ausdauer, um in der Medienbranche überleben zu können.
Ich möchte allen Kollegen/innen danken, die mir damals auf meinem Weg zum Journalisten zur Seite gestanden sind – im Speziellen Eva Weissensteiner-Matticka.
Ich wünsche allen Kollegen/innen für die Zukunft alles Gute. Auch wenn Zeitungen sterben, der Journalismus lebt weiter.