SpielwieseKurier vs. Österreich: Schandfleck österreichischer Medienkultur - Spielwiese

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Roman Vilgut

Journalist & Blogger

Kurier vs. Österreich: Schandfleck österreichischer Medienkultur

Eine angeregte Diskussion auf Twitter mit Isabelle Daniel hat mich dazu veranlasst, mich zum Hickhack zwischen Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter und Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner zu äußern. Der öffentliche Streit, den die beiden austragen, spiegelt die mangelnde Professionalität der heimischen Medienlandschaft wider.

Wenn es um den Streit Brandstätter gegen Fellner geht, weiß ich gar nicht, wie ich beginnen soll. Darum zu Anfang: Ich finde diesen Schlagabtausch mehr als peinlich.

Der Stein des Anstoßes: Helmut Brandstätter hat in einem Videoblog die Behauptung aufgestellt, dass die Tageszeitung Österreich ihre Artikel an Inserenten verkauft. Zugegeben – manche Artikel passen sehr gut zu den umgebenden Anzeigen. Das alleine bedeutet aber noch nicht, dass Österreich wirklich redaktionelle Artikel verkauft – denn diese Nähe von redaktionellen Inhalt und Inseraten kommt in den besten Zeitungen vor.  Aber um mit diesem Vorwurf wirklich an die Öffentlichkeit zu gehen, braucht man Beweise. Die Kopie eines Angebotes oder einen glaubwürdigen Zeugen.

WIR SIND JOURNALISTEN! Mal ehrlich Herr Brandstätter, hat ihnen niemand gesagt, dass man als Journalist keine Gerüchte verbreitet? Mir schon, in meinem ersten Jahr als Journalist. So offensichtlich die Indizienlage auch sein mag – mit solchen nicht bewiesenen Aussagen deklassieren sie sich selbst.

Nun zum Herausgeber der Tageszeitung Österreich, Wolfgang Fellner. Dieser fühlte sich scheinbar auf den Schlips getreten. Er warf dem Kurier und anderen Medien vor, „journalistischen Bettnässer“ zu sein und verwies einmal mehr auf die Verbindung des Kuriers zur Raiffeisen Bank, der ja eine Nähe zur ÖVP unterstellt werden kann.

Der nächste Schlag in der Schlammschlacht Fellner vs. Brandstätter: Österreich soll ein Papier vorliegen, in dem Brandstätter – vor seiner Zeit als Kurier-CR – der ÖBB einen Beratervertrag angeboten haben soll. Um horrende Summen soll es dabei gegangen sein und nun mache der Kurier eine Kampagne gegen ÖBB-Inserate, obwohl der CR einst ein Angebot gestellt habe, so der Vorwurf von „Österreich“. Brandstätter spricht von einem internen Papier.

Ganz ehrlich, wenn ich das alles lese, muss ich Herrn Fellner und die „Österreich“-Redaktion Folgendes sagen:

WIR SIND JOURNALISTEN! Man hat mir in meinen ersten Jahren als Journalist beigebracht, nur eine Geschichte zu schreiben, die „a echte G’schicht is“. Und solange sie nicht den Beweis haben, dass Brandstätter die ÖBB beraten hat und dass die ÖBB ihm dafür ein Honorar überwiesen haben, ist das „ka echte G’schicht“.

Ich bitte sie, Angebote gibt es wie Sand am Meer! Wenn ich Ihnen, also der Tageszeitung „Österreich“, anbiete, für 5.000 Euro zu schreiben, wie toll die Seite „www.wetter.at“ ist, kann ich trotzdem oe24.at kritisieren und es lächerlich finden, dass es dort zu jedem Thema einen „Live-Ticker“ gibt.

Jetzt komme ich endlich zum Punkt. Sehr geehrte Herren Brandstätter und Fellner, als österreichischen Journalisten stehen wir derzeit vor der Aufgabe, die Korruptionsaffären der Blau-Schwarz-Orangen aufzudecken. Wir sollten unsere Energien echt darauf verwenden und nicht auf gegenseitige Hetzkampagnen.

 

von Roman Vilgut

 

Als Journalist bei der Kleinen Zeitung Digital möchte ich dezidiert feststellen, dass ich hier meine eigene Meinung niederschreibe und diese nicht mit der Meinung meines Arbeitgebers übereinstimmen muss.

2 thoughts on “Kurier vs. Österreich: Schandfleck österreichischer Medienkultur

  1. ein bisschen naiv, aber im prinzip richtig; Sie sollten mal jene Falter-Story lesen, in der (anonym) einige Beispiele der Verhaberung von Medien/Politik genannt werden, ja sogar Erpressung, Kampagnen gegen Politiker zu machen, wenn diese nicht ihr „Pensum“ an Inseraten in gewissen Medien schalten … das war vor ca. 2 Monaten im Falter, kurz nachdem der „News of the World“-Skandal in aller Munde war …

    1. Keine Sorge, ich lese ziemlich viel – auch den Falter von Zeit zu Zeit.

      Seine Informanten Geheim zu halten, ist journalistische Praxis und ganz normal.

      Aber Brandstätter hat keinen anonymen Informanten und Fellner blast einfach eine Story auf, die keine ist. Beides ist kein Journalismus sondern Gossip.

      Ich finde es auch keineswegs naiv, von meinen Berufskollegen zu fordern, die journalistischen Standards einzuhalten.

      Schlussendlich sage ich doch, dass dieses Hickhack ein Armutszeugnis für die heimischen Medien ist.

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