Schweizer verzichten auf ein Stück Selbstständigkeit
Die Schweiz hat den Höhenflug des Franken abrupt beendet. Ein Mindestkurs zum Euro wurde festgesetzt. Mit diesem Schritt geben die Eidgenossen ein Stück Selbstständigkeit auf, für das sie hierzulande stets bewundert wurden.
33 Jahre lang hat die Schweiz mit dem Franken allen Angriffen des Währungsmarkts standgehalten. Voll Neid haben viele in Österreich auf die Eidgenossen geblickt und verkündet: So müsse man es machen, ohne Euro, ohne EU.
Doch die Schuldenkrise bringt auch die Schweiz zum Taumeln. Spekulanten verschieben ihr Kapital in den Franken. Die Währung ist so beliebt, wie nie zuvor. Doch das Land ist klein, die Wirtschaft lebt hauptsächlich vom Export. Genau deshalb ist der Höhenflug des Franken ein Problem.
Die Schweizer Notenbank hat nun reagiert und die Währung indirekt an den Euro gekoppelt. Der Mindestwechselkurs wurde mit 1,20 Euro festgesetzt. Damit ist nun auch das letzte Stück Unabhängigkeit der Schweiz weg. Handelsabkommen und Schengen binden das Land schon länger an die EU und machen es zu einem der größten Nettozahler der Union.
Das Beibehalten des neuen Kurses birgt für die Schweiz allerdings einige Gefahren. Denn um den Franken weiterhin „billig“ zu halten, muss die SNB massiv Euro kaufen. Der Franken könnte sich in eine weiche Währung verwandeln – mit allen negativen Konsequenzen, wie hoher Inflation und Imageverlust.
Die Alternative wäre eine überbewertete Währung, eine einbrechende Exportwirtschaft und Deflation. Weder der eine noch der andere Weg lassen eine rosige Zukunft für die Schweiz erahnen.
von Roman Vilgut
Bildquelle: Wikipedia Commons
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