Tschernobyl: Nichts gelernt
Vor 25 Jahren ist der Reaktor in Tschernobyl in die Luft gegangen. In den zweieinhalb Jahrzehnten seit der Katastrophe wurde zwar viel diskutiert aber wenig verändert.
Ich war acht Jahre alt, als wir über die Nachrichten von der nuklearen Katastrophe in der damaligen Sowjetunion erfahren haben und was in den folgenden Tagen und Monaten geschehen ist, hat mich für mein Leben geprägt.
Im Rückblick ist für mich vor allem erschreckend, wie wenig die Bevölkerung damals über die Gefahren der Nuklearenergie wusste. Natürlich wurde empfohlen, dass Kinder im Haus bleiben sollten. Doch meine Großmutter fand es wichtiger, dass ich in die Schule gehe, und schickte mich in den Regen. Immerhin hatte ich einen dicken Regenmantel, der würde, so dachte sie damals, mich vor dem gröbsten schützen.
25 Jahre später wissen wir über die Gefahren der Atomenergie bestens bescheid. Und dennoch versuchen Stromlieferanten, die Gefahr ihrer Kraftwerke herunterzuspielen. Italien dachte vor Fukushima über den Wiedereinstieg nach und Deutschland wollte die Laufzeit seiner Uralt-Akw verlängern.
Für mich zeigt das eindeutig, dass wir aus Tschernobyl nichts gelernt haben. Den Menschen ist billiger Strom wichtiger als ihre Gesundheit und die ihrer Kinder. Vielleicht war Fukushima ein erneuter Weckruf. Vielleicht sieht die Bevölkerung Europas nun ein, dass Akw eine Sackgasse sind. Denn nur Protest von breiter Basis kann dazu führen, dass die Regierungen ihre Atompolitik verändern.
von Roman Vilgut
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