Ein Jahr der Trauer
Über ein Jahr habe ich auf meinen Blog nichts mehr veröffentlicht. Immer wieder habe ich es mir vorgenommen, doch es fehlte einfach der Antrieb. Kein Wunder, denn 2017 war das Jahr, in dem der Krebs meine Mutter besiegte.
Immer wieder habe ich mich gefragt, was der Auslöser für meine Untätigkeit war. Erst als ich mich daran machte, meine Webseite zu überarbeiten fiel es mir auf. Mein inzwischen vorheriger Beitrag war aus dem Dezember 2016. Dann lange nichts. Im Dezember bekam Irmi (ich bin ein Kind der 1970er. Da nennt man seine Eltern beim Vornamen) die Nachricht, dass der Lungenkrebs zurück war.
Dass er zurückkehren würde, war uns allen klar, Irmi war eine Raucherin aus Leidenschaft. Doch etwas mehr Zeit hätte er sich schon lassen können. Die letzte Chemotherapie war kein Jahr her. Und dann startete für Irmi die insgesamt dritte Chemotherapie und diese nahm ihren bereits stark geschwächten Körper so stark mit, wie keine der vorherigen Anläufe. Das Mittel zersetzte ihre Mundschleimhäute. Es dauerte zwei Monate, bis wir der Krankenkasse klar machen konnten, dass ihr Fall schwer genug war, um ihr die Flüssignahrung zu finanzieren, die wir bisher aus eigener Tasche gekauft hatten.
Lange Gespräche
Mir war recht bald klar, dass Irmis Zeit nun schneller abläuft, als wir es alle gehofft hatten. Deshalb begann ich mit etwas, das ich schon vor Jahren hätte starten sollen: Ich führte mit Irmi Interviews. Ich wollte wissen, wie sie ihr Leben erlebt hat. Klar, einen großen Teil habe ich miterlebt, schließlich war Irmi 19, als sie mich zur Welt gebracht hat. Dennoch war mir wichtig, ihre Sicht auf ihr Leben zu erfahren.
Zusammen mit meinem Bruder Albert konnten wir zu dritt zwölf lange Gespräche führen und zusammen auf rund 35 Jahre ihres Lebens blicken. Weiter sind wir leider nicht gekommen. Am 10. August 2017 ist sie in Villach gestorben. Die Aufgabe Irmis Interviews zu transkribieren liegt noch vor mir. Ebenso wie die Sichtung von Irmis Manuskripten. Auf Hunderten Seiten hat sie ihre philosophische Weltsicht zu Papier gebracht. Ein Schatz, den wir der Welt nicht vorenthalten wollen.
Bisher habe ich mich davor gedrückt. Am 1. Mai haben wir Irmis Geburtstag gefeiert, es wäre ihr 60. gewesen. Und diese runde Zahl ist doch ein schöner Anlass, um das Schneckenhaus abzuwerfen und mit all dem fortzufahren, das ich mir vorgenommen habe. Dazu gehört auch, diesen Blog wieder regelmäßig zu füllen.