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Roman Vilgut

Journalist & Blogger

Kleine Zeitung

Im September 2008 bin ich von Klagenfurt nach Graz gezogen und habe ein Monat darauf begonnen für die Online-Redaktion der Kleinen Zeitung zu arbeiten.

Seit März 2009 betreue ich den Wirtschafts-Channel und schreibe regelmäßig einen kritischen Blog zu aktuellen Themen aus der Wirtschaft.

Online-Journalisten wird oft vorgeworfen wird, nur Copy-und-Paste zu betreiben. Dieses Vorurteil deckt sich allerdings nicht mit meiner Erfahrung. Ich habe 2009 für die Kleine Zeitung Digital mehr Artikel geschrieben als in meiner Zeit in der Wirtschaftsredaktion der KTZ.

Ich verfüge über ein genaues Archiv meiner Artikel, da ich diese regelmäßig ausdrucke – ein Zeichen, dass ich doch ein Digital Migrant bin. Hier eine kleine Auswahl.

2013

AUFREGENDES JAHR FÜR DEN JOURNALISTEN

2012

JOURNALISMUS 2012 – EIN VERSPÄTETER RÜCKBLICK

2011

Jänner

Der Jänner war natürlich der Monat des Arabischen Frühlings. Gebannt hingen wir an den Schirmen und tickerten live, was wir über Agenturen, Al-Jazeera und Twitter erfahren konnten. Einmal mehr hat sich Twitter als wertvolle aber kritische Quelle erwiesen. Wertvoll, weil man schnell zu Informationen kommt, kritisch, weil man nicht weiß, von wem die Infos kommen. Daher war auch die Telefonleitung zu den Korrespondenten sehr wichtig – wenn es bei der Kleinen Zeitung Interviews gab, dann als Erstes auf der Webseite. Doch auch unsere Mitbewerber hängten sich ins Zeug – nicht zuletzt der (nicht mehr so) heimliche Arabien-Experte bei kurier.at, Stefan Binder.

Feber

Nach Tunesien wird auch Ägypten von seinem Diktator befreit und auch in Libyen beginnt der Aufstand. In Tripolis erreiche in den österreichischen Botschafter. Zu dieser Zeit sieht es noch nach einem schnellen Sieg der Rebellen aus. Die Geschichte belehrte uns eines Besseren. Auch in Ägypten fürchtet man, dass die Erholung des Landes durch die Unruhen im Nachbarstaat gefährdet ist, erklärt mir ein Wirtschaftsdelegierter. Verärgert war ich vor allem über die schlechte Reaktion dereuropäischen Diplomatie.

In der Bildungspolitik tut sich auch einiges. Das Sitzenbleiben wird abgeschafft. Wie das konkret funktioniert, wird am Beispiel zweier HTL deutlich. Im Rahmen der Bildungsdebatte habe ich auch einen kritischen Blick auf den akademischen Titel Bachelor geworfen, der nach wie vor in derPrivatwirtschaft nicht anerkannt wird.

März

Als Journalist erlebt man in seiner Berufslaufbahn schon einiges und speziell in einer Online-Redaktion lernt man schnell zu reagieren, schnell zu schreiben, schnell Fotos zu liefern, kurz den Leser möglichst schnell mit allen noch so brutalen Eindrücken zu konfrontieren, die man findet. Vor allem bei großen Katastrophen bleibt wenig Zeit für die Reflexion. Etliche schlimme Ereignisse hatte ich als Hauptdienst bereits hinter mir – Winnenden und das Chile-Beben waren bis zum 11. März 2011 die traurigen Highlights meiner Karriere. Doch nichts hat mich bisher so bewegt, wie dieser Tag. Um 6.30 Uhr hat mein Dienst begonnen. Um 6.58 Uhr hatte es die erste Meldung eines Seebebens vor Japan und der Tsunamiwarnung gegeben. Die Meldung landete natürlich sofort auf der Webseite – aber vorerst klein.

Um 8.10 kam dann die Meldung über die Magnitude – ab da war mir klar, das wird schlimm. Sofort machte ich mich auf die Suche nach Bildern. Nachdem ich auf den internationalen Webseiten nichts finden konnte, griff ich auf meinen “Notfall-Plan” zurück – den Live-Streem von Al-Jazeera. Was ich dann sah, verschlug mir den Atem. Eine Schlammwalze bewegte sich landeinwärts. Auf einer Straße sah man, wie ein Auto vor der Flutwelle flüchtete. Screenshot – zuschneiden – rauf damit. In Österreich waren wir die ersten mit einem aktuellen Bild. Bin ich stolz darauf? Ich kann es nicht sagen. Um neun Uhr wurde mir der aktuelle Dienst abgenommen und ich kümmerte mich an diesem Tag nur mehr um Japan und schaffte es die österreichische Botschaft zu erreichen.

Gegen Mittag kamen dann die ersten Meldungen über Brände in Atomkraftwerken und am Nachmittag berichteten die Nachrichten-Sender, dass die Kühlanlage in einem AKW in der Provinz Fukushima ausgefallen sei. Sofort rief ich meinen Bruder an – ein Physiker – und fragte ihn, was das bedeuten soll und er sagte: “Das ist Scheiße” – spätestens da war mir klar, dass wir vor einem zweiten Tschernobyl stehen. Auch die nächsten Tage habe ich mich ausschließlich um Japan gekümmert und war auch in Dienst, als der erste Reaktorblock in die Luft flog.

Erst Tage später hatte ich Ruhe und begann, über mein Vorgehen zu reflektieren. War es richtig, die Leser mit allen Scheußlichkeiten direkt zu konfrontieren? Fotos zu zeigen, auf denen Häuser von Schlammmassen zerquetscht werden? Man kann davon ausgehen, dass in den Gebäuden Menschen waren. Muss man öffentlich darüber spekulieren, ob die nukleare Wolke Tokio erreichen wird – den größten Ballungsraum der Welt? Soll man schreiben, dass die Wolke über den Nordpol bis nach Europa ziehen könnte?

Selbst wenn ich heute daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut.

April

Fukushima begleitete uns auch laufend durch den April. Allerdings gesellten sich mit Libyen und dem Euro zwei neue Dauerbrenner dazu. Die Eurokrise sollte nun zum Dauerthema meiner Blogs werden. Aber auch abseits der üblichen Themen tat sich einiges. In der Steiermark wurde ein drastisches Sparpaket beschlossen. Ich nahm das zum Anlass, um einmal zu erheben, welche Unternehmen das Land besitzt und wie viel Geld in diese Firmen fließt. Ein Artikel der den Chef der steirischen Hypo veranlasste, beim stv. CR anzurufen – ein Rüffel folgte. Leider zu Recht – ich hatte bei einer Information den Re-Check vergessen und mich auf die Expertise meines Gesprächspartners verlassen. Nur gut, dass man solche Fehler online rasch ausbessern kann.

Sehr passend: Im April jährte sich die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl zum 25. Mal.

Es gab aber auch Erfreuliches. Bevor ich hier weiterschreibe, muss ich erst ein öffentliches Bekenntnis machen: Ich mag Adelshochzeiten. Daher habe ich mich freiwillig gemeldet, als die Frage aufkam, wer den ganzen Kleinkram bei der Hochzeit zwischen William und Kate macht. Meine Kollegin Christina Maier war in London und irgendwer musste ja die ganzen Fotoserien machen, Artikel anlegen, den Live-Ticker pflegen, falls die Netz-Verbindung in London abreißt.

Mai

Ab Mai ließ mich natürlich die Schuldenkrise nicht mehr los. Das erste Mal thematisierte ich auch das Schuldenproblem Österreichs – zu einer Zeit, als noch niemand davon zu reden wagte.

Ein Muss für jeden Journalisten im Süden Österreichs ist das GTI-Treffen. Wer nicht einmal durch Reifnitz gelaufen ist, auf der Suche nach Geschichten, hat was verpasst. Ich hatte die Gelegenheit schon vor Jahren, daher diesmal nur ein Beitrag aus der Ferne.

Juni

Im Juni hat die Online-Redaktion der Kleinen Zeitung einen weiteren Schritt zur Emanzipation vom Print-Produkt gestartet. In unregelmäßigen Abständen widmen wir uns mit vereinten Kräften einemThemenblock und machen mehrere Storys. Den Start machte das 20-Jahr-Jubiläum der Slowenien-Krise. Auch ich kann mich lebhaft an diese Zeit erinnern (ein Hinweis auf mein stetig fortschreitendes Alter…) und habe mich der staatenlosen Mig gewidmet.

Natürlich habe ich mich auch der Schuldenkrise gewidmet – allerdings nicht mit langweiligem Nachbeten altbekannter Tatsachen, sondern mit einem Bericht über virtuelle Währungen – ja, ok das Thema war nicht neu – dennoch eine schöne Story.

Was mich sehr beschäftigte, war der Irrsinn, der an den Börsen stattfindet. Ich meine nicht das Auf und Ab und die allgemeine Panik. Ich spreche von den irrsinnig hohen Summen, die IPO von Social-Media-Unternehmen bringen. Darum wiederhole ich hier, was ich schon mehrfach gesagt und geschrieben habe: HÄNDE WEG! Das sind Seifenblasen-Aktien.

Juli

Anfang des Monats durfte ich in Leipzig einen Vortrag halten. Kaum verlässt man Österreich trifft man in unserer Branche auf lauter Menschen, die das Internet mit offenen Armen begrüßen, Kollegen, die sich nicht vor qualitativen Journalismus im Netz fürchten und Print-Chefredakteure, die einsehen, dass Zeitung ohne Internet nicht funktionieren kann. Hoffentlich findet diese Einstellung auch bald den Weg in die schöne Alpenrepublik.

Google+ war die erste große Überraschung, die der Internet-Gigant 2011 aus dem Hut zog. Ich bin dabei und ich mag es.

Mitte Juli kam Finanzministerin Maria Fekter in die Redaktion der Kleinen Zeitung und da ich gerade Zeit hatte, schnappte ich mir die Kamera und stellte ihr ein paar Fragen. Damals war sie noch davon überzeugt, dass Österreich nie in Schwierigkeiten geraten könnte – nachher ist man immer klüger…

Sommerzeit ist Saure-Gurken-Zeit. Außerdem muss ein bisserl Urlaub auch sein. Daher gab es nur einen Blogbeitrag zur Verteidigung der Ratingagenturen – furchtbar…

Aja – und da waren dann noch die Workshops, Studien und Geheimprojekte, über die ich hier natürlich nicht schreibe.

August

Von den Serien habe ich bereits geschrieben. Im August lancierte ich die Serie zu den Sportarten, die wenig Beachtung finden. Meine Kollegen kümmerten sich um Flag-Football, Diskgolf oder Minigolf und ich fuhr mit Kamera zur WCS-Series in Oberwart – für alle die es nicht wissen: Es geht um Tischfußball. Herausgekommen ist eine schöne Multimedia-Reportage (bin schon ein bisserl stolz darauf, ja!).

Die zweite Überraschung aus dem Hause Google: Motorola wurde gekauft.

September

Für die Vision schaute ich bei der Wiener Börse mal genauer hin und besuchte zwei börsennotierte Unternehmen in Kärnten und der Steiermark.

Eigentlich eine logische Schlussfolgerung der Krise: Die Schweizer müssen ihre Eigenständigkeit aufgeben und den Franken an den Euro binden.

Schon seit geraumer Zeit habe ich mich über die Datenschutz-Diskussion im Internet geärgert – eigentlich ärgere ich mich noch immer darüber. Darum hab ich im September mal klipp und klar dargelegt, wie ich die Sache sehe: Jeder ist selbst dafür verantwortlich, was mit seinen Daten geschieht. Ich bin bei etlichen Social Networks dabei und habe ALLE AGB gelesen. Wer einfach Hackerl setzt ist echt selber schuld, sorry.

Oktober

Google stellt das Galaxy Nexus und Ice Cream Sandwitch vor. Was man vorab erfahren konnte, habe ich zusammengeschrieben.

Ansonsten nicht viel Neues – Eurokrise halt

November

In der Vision widme ich mich dem Thema Baubiologie und der Frage, was sich in der Baubrache ändern wird. Dazu gibt es eine schöne Homestory.

Wie jedes Jahr habe ich mich auch heuer mit Excel-Tabelle bewaffnet auf den Weg in den Tarif-Dschungel gewagt. Und ich habe sie gefunden. Die Antwort zu der Frage: Wo ist das iPhone am billigsten.

2010

November 2010: Der Traum vom schnellen Geld im Internet

Wieder war es eine Werbung, die mich zu dieser Geschichte inspiriert hat. Der Online-Broker Flatex hat damit geworben, wie leicht es sei, online als Broker Geld zu machen. Diese Art der Werbung fand ich gefährlich, da nur wenige Menschen das nötig Know-how haben, um mit Wertpapieren, geschweige denn Derivaten zu handeln.

September 2010: Live-Stream bei der Landtagswahl

Im September 2010 wurde der steirische Landtag neu gewählt. Es wurden keine Mühen gescheut, um über den Wahlsonntag umfassend zu berichten. Ein Angebot war ein Live-Stream aus der Grazer Burg. Drei Stunden lang moderierte Ernst Sittinger. Hinter der Kamera und ständig auf der Suche nach Interviewpartnern:  meine Kollegin Birgit Baustädter und ich. Es war ein interessanter Versuch, der zeigt, dass das Internet das potenzial hat, den angestammten TV-Sendern Konkurrenz zu machen.

März 2010: Meine Schwester hat den Anschlag miterlebt

Ab März 2010 bin ich tageweise ins Videoteam der Onlineredaktion gewechselt – ein „Praktikum“ für mein Studium. Insgesamt habe ich bis Juni 16 Videos gemacht. Der packendste Beitrag war allerdings, das erste Video, das ich alleine als VJ produziert habe. Es war an dem Tag der Anschläge in der Moskauer U-Bahn. In der Redaktionssitzung kam die Frage auf, wie wir die Story lokal herunterbrechen könnten. Ich kam mit dem Vorschlag, mit der Betreiberin eines russischen Restaurants zu sprechen. Ich machte also den Interview-Termin aus und fuhr in die Innenstadt. Gerechnet hatte ich mit einem Gespräch über die generelle Lage in Russland, herausgekommen ist ein emotionales Interview mit Berichten vom Schauplatz der Anschläge. Denn die Schwester meiner Interviewpartnerin saß in einem jener Züge, in denen die Bomben explodierten. Das Interview wurde zu einem guten Beispiel von crossmedialer Berichterstattung. Es landete auf der Webseite der Kleinen Zeitung, war tags darauf in der Zeitung abgedruckt und der Radiosender Antenne Steiermark hat O-Töne daraus gesendet – leider ohne nachzufragen und ohne Quellenangabe.

März 2010: Krise? Nein, danke!

Ein weiteres Multimedia-Projekt. Zusammen mit einem Kameramann habe ich steirische Betriebe besucht, die trotz Wirtschaftskrise gute Geschäfte gemacht haben.

Jänner 2010: (K)ein Freundschaftsdienst: Millionengewinn mit SMS

Im Jänner 2010 waren in Österreich eigenartige TV-Werbespots zu sehen. Beworben wurde ein Dienst, bei dem man einen Freund per SMS für einen Millionengewinn anmelden konnte. Das klang stark nach illegalem Glücksspiel. Daher machte ich mich an die Recherche. Mein erster Anlaufpunkt: Finanzministerium und Österreichische Lotterien. Nachdem ich die Information hatte, dass der Fall bereits geprüft wurde, wollte ich auch mit dem Betreiber sprechen. Das gestaltete sich schwerer als erwartet. Kein ordentliches Impressum, keine Telefonnummer. Über die Whois-Abfrage kam ich zu einem Wiener Rechtsanwalt, der mir zusicherte, dass ich zurückgerufen werde. Eine halbe Stunde später kam der Rückruf. Auf meine kritischen Fragen hin wurde mir erklärt, warum das Angebot legal sei. Ich konnte im Artikel daher ein genaues Bild dieses Dienstes zeichnen. Eine Woche nach der Veröffentlichung meiner Geschichte, wurde die Seite behördlich abgedreht.

Jänner 2010: „Die BayernLB hatte alle Prüfungsmöglichkeiten“

Ein besonderer Coup ist mir mit dem Interview von Othmar Ederer gelungen. Es geht natürlich um die Hypo-Affäre. Kurz nach der Notverstaatlichung forderten Politiker in Wien und München von allerlei Personen Schadensersatz. Unter anderen wurde immer wieder die Grazer Wechselseitige Versicherung genannt, als ehemaliger Miteigentümer. Da die Kleine Zeitung recht detailliert über diesen Fall berichtet hatte, war Othmar Ederer, Vorstand der Grawe, nicht gut auf die Kollegen zu sprechen. Dennoch konnte ich ihn Anfang Jänner 2010 erreichen und er gab mir ein Interview. Der Text wurde nach der Veröffentlichung von der APA erneut ausgesendet.

Oktober 2009: Hawaii: der etwas andere US-Bundesstaat

Ein kleiner Artikel, den ich nach meinem Urlaub in Hawaii geschrieben habe. Da ich alles selber bezahlt habe, ist der Artikel frei von irgendwelchen Lobreden auf Hotelbetreiber und Gaststätten, wie es bei Reisereportage oft der Fall ist.

Mai 2009: Einst & jetzt: Den großen Wirtschaftskrisen auf der Spur

Im Frühjahr 2009 war die Finanzkrise am Höhepunkt. In den Medien wimmelte es von Vergleichen, wie schlimm diese Krise doch wäre. Vor allem die Große Depression in den 1930er Jahren musste immer wieder als Vergleich herhalten. Mich stört es immer, wenn Journalisten mit plumpen Vergleichen versuchen, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Daher habe ich mich gefragt, ob es noch Menschen gibt, die sich an die Große Depression erinnern können. Tatsächlich habe ich vier sehr nette und auch sehr alte Damen gefunden, die mit mir über ihre Erinnerungen an die 1930er Jahre gesprochen haben. Diese Geschichte ist in meinen Augen die beste, die ich bisher produziert habe. Warum produziert? Die Geschichte wurde als Multimedia-Reportage angelegt und verfügt neben Text auch über Videos und begleitende Fotoserien.

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