Radfahren wie in den Niederlanden (fast)
Zusammenfassung
Ein Ausflug nach Utrecht hat mich veranlasst, mein Fahrrad umzubauen. Nun fühle ich mich fast so, als würde ich in den Niederlanden Rad fahren. Nur die Radfahr-Infrastruktur in Graz muss noch deutlich besser werden.
Was meine Mobilität betrifft, nutze ich seit Jahrzehnten primär ein Verkehrsmittel: das Fahrrad. Natürlich fahre ich auch mal mit dem Auto oder den Öffis, aber vor allem in der Stadt ist man am schnellsten, wenn man in die Pedale tritt.
Wobei ich gleich einwenden möchte: Das Fahrrad ist für mich hauptsächlich eines: Fortbewegungsmittel. Es ist für mich jedoch niemals ein Sportgerät. Dementsprechend liegt meine Geschwindigkeit zwischen zehn und 15 km/h. Für die rund sechs Kilometer Arbeitsweg in eine Richtung benötige ich daher gut 30 Minuten. Mir ist das auch schnell genug. Auf Optimierungsmaßnahmen wie möglichst geringen Luftwiderstand oder besonders leichte Rahmen kann ich getrost verzichten.
Auf diese Weise radle ich seit Jahren durch die Gegend und habe dabei immer wieder Folgendes beobachtet: Auf den Radwegen setzt sich so mancher Radfahrer (fast immer Männer) auf dem Sattel aufrecht auf. Dabei muss man nur meistens die Hände vom Lenker nehmen. Und auch ich habe mich immer wieder mal dabei ertappt, dass ich mich in diese hoch illegale, aber sehr bequeme Haltung begeben habe. Seither habe ich immer wieder versucht, mein Fahrrad so anzupassen, dass ich am Rad eine bequeme Haltung einnehmen kann, ohne gegen die Straßenverkehrsordnung zu verstoßen. Doch so richtig konnte ich den Dreh nicht herausfinden.
Bis zum Juni 2023. Bei einem Trip in die niederländische Stadt Utrecht haben meine Frau und ich uns auch Räder ausgeborgt, um das Straßenfeeling in der Radfahr-Nation Nummer Eins hautnah zu erleben. Und was soll ich sagen: Es ist unbeschreiblich. Fahrradwege sind dort Radfahr-Boulevards. Es gibt genug Platz, niemand muss Angst davor haben, dass ein Auto nur A…knapp vorbeifährt. Alle sind ruhig, selbst die Autofahrer fühlen sich von Fahrrädern kaum gestört.
Was mich neben der Infrastruktur am meisten fasziniert hat, ist aber das niederländische Fahrrad. Denn es ist so ganz anders, als alles, was auf Österreichs Radwegen herumflitzt. Groß, schwer und vor allem mit einem gebogenen Lenker. Und diese Lenkstange war für mich eine Offenbarung. Denn sie ermöglicht nicht nur eine bequeme und aufrechte Haltung beim Radfahren, sie verlangt diese gerade zu.
Zurück in Österreich habe ich daher sofort einen vergleichbaren Lenker für mein Zweirad bestellt. Im großen weiten Internet wird dieser zwar als „englisch“ bezeichnet, hat aber die gleichen Qualitäten wie jene Lenkstangen auf den Rädern in den Niederlanden. Beim Montieren musste ich auf Hilfe aus der Familie zurückgreifen, denn die Seilzüge waren zu kurz. Für Profi- und Hobby-Radler ist das aber kein Hindernis.
Seither fahre ich nun aufrecht sitzend und zufrieden durch Graz. Es ist fast so, als wäre man bereits in den Niederlanden. Jetzt muss die Stadtregierung nur noch bei der Infrastruktur nachjustieren.